Historiker über das Verreisen: "Es gab schon immer zu viele Touristen"
Vom „Zurück zur Natur!“ der Romantiker über die „Kraft durch Freude“-Fahrten der Nazis bis hin zum aktuell grassierenden Massentourismus bis in die entlegensten Winkel der Erde: Menschen lieben das Verreisen. Aber wie ist diese Leidenschaft entstanden? Wie hat sie sich im Laufe der Jahre verändert und entwickelt? Wie prägt sie unser Leben, unsere Identität? Der Tourismushistoriker Hasso Spode, apl. Professor an der Uni Hannover und Ehrenvorsitzender des Historischen Archivs Tourismus an der TU Berlin, zeichnet im Gespräch mit Jürgen Deppe die verschlungenen Wege des Verreisens nach, analysiert den denkbar schlechten Ruf von „Touristen“, zeigt die enorme wirtschaftliche Bedeutung des Urlaubens weltweit und denkt darüber nach, was geschieht, wenn auch die Bevölkerung der Schwellenländer ihr laut Artikel 24 der UN Menschenrechtscharta unveräußerliches Recht auf Urlaub in Anspruch nehmen. Schönen Urlaub!
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25:54
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Frank Zachos: "Es gibt durch und durch schwule Schafe"
Bei hitzigen Debatten um Geschlechter, sexuelle Vorlieben oder Glaubensfragen werde die Natur gern als Legitimation für unterschiedlichste Überzeugungen herbeigezogen, ärgert sich Frank Zachos. Zum Beispiel wenn es um die Frage geht: Ist gleichgeschlechtliche Sexualität etwas Natürliches oder nicht? Der Kieler Zoologe leitet die Säugetier-Sammlung am Naturhistorischen Museum in Wien und weiß: Gleichgeschlechtlicher Sex kommt in der Natur ständig vor, etwa bei 1500 uns bisher bekannten Arten, vor allem Säugetieren. Er sei also mitnichten „widernatürlich“. Daraus Schlüsse für unser moralisches Handeln zu ziehen, sei aber gefährlich, warnt Zachos. In seinem Buch „Die Natur kennt feine Grade“ und im Gespräch mit Andrea Schwyzer erklärt er, warum Tiere überhaupt gleichgeschlechtlichen Sex haben (wegen der Fortpflanzung auf jeden Fall nicht), was hinter dem schwierigen Begriff „Menschenrassen“ steckt und was wir von der Natur tatsächlich lernen können.
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25:40
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Let’s talk about sex – Gespräch mit der SPIEGEL-Kolumnistin Heike Kleen
Unter allen SPIEGEL-Kolumnen über Wirtschaft, Politik und Zeitgeschehen ist eine ganz besonders beliebt: die Sex-Kolumne „Liebesleben“. Regelmäßig bringen die Texte der Hamburger Journalistin Heike Kleen außergewöhnlich viele Klicks und Abos. Und das, obwohl es darin meist nicht nur sehr unterhaltsam, sondern oft auch sehr politisch zugeht. Jetzt gibt es im renommierten Penguin Verlag das Buch zur Sex-Kolumne mit dem wortspielerischen und mehrdeutigen Titel: „ZusammenKommen. Warum Gleichberechtigung sexy ist und Lust auf mehr macht“. Im Gespräch mit Alexandra Friedrich erzählt Heike Kleen, wie sie versehentlich zur Sexkolumnistin wurde, weshalb uns das Sprechen über Sex so schwer fällt, aber besonders wichtig ist, warum die Heterosexualität in der Krise steckt und inwieweit uns queere Menschen einen Ausweg zeigen können. Sehr unterhaltsam, sehr politisch – typisch Kleen.
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26:02
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Isabel Fargo Cole: "Natur ist ein brennend politisches Thema"
"Nature Writing" gebe es im Deutschen spätestens seit der Romantik, meint die Schriftstellerin und Übersetzerin Isabel Fargo Cole. Naturthemen hätten aber politisch bedingt im Verdacht des Kitsches und des Konservatismus gestanden. Nun greife man auf den Anglizismus "Nature Writing" zurück, um Natur wieder thematisieren zu können. Im Rahmen des 1. Nature Writing Festivals in Hamburg wird Isabel Fargo Cole am 18. Juni im Grünen Bunker in der Feldstraße lesen. Im Gespräch mit Martina Kothe spricht Cole auch darüber, wie es für sie als Amerikanerin war, 1995 nach Berlin zu kommen und sich bewusst im Osten anzusiedeln, wie es war, auf den Spuren ihrer Vorfahren nach Alaska zu reisen und wie sie angesichts der aktuellen Situation die Zukunft der USA sieht.
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24:55
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Punk-Pastor Ulf Werner: "Wir sind Sünder und Heilige zugleich"
"Wilde Sehnsucht" ließ Ulf Werner vor Jahren aus dem Evangelischen Stift zu Tübingen auf den Kiez nach St. Pauli fliehen, um dort Punkrock zu machen. Hamburg sollte sein "Lehrmeister werden auf der Suche nach den heiligen Gottesmomenten, für die es sich zu leben lohnte." Jetzt spricht er mit seinem Buch "Wilde Sehnsucht. Punk, Predigt und Passion" einen Toast aus "auf Gottes Tresenpersonal - sie sind die Seelsorger, die Engel des Alltags, die jede Nacht bereitstehen für all diejenigen, die auf der Suche sind. Ich durfte von ihnen all die Dinge lernen, die nicht in den Lehrbüchern der Universitäten zu finden sind." Was ihn Hamburg und das (Nacht)Leben lehrte, wie er vom Rockpalast in die Kirche der Stille fand, warum Gottesmomente nicht auf Dauer gestellt werden können und warum alle Wege richtig sind, solange sie nur zu Gott führen - darüber denkt Ulf Werner im Gespräch mit Jürgen Deppe nach und kommt zu dem Schluss: "Gott steckt in allen Dingen."
Bei "Das Gespräch" kommen Menschen zu Wort, die Stellung beziehen und Positionen vertreten: kulturell oder gesellschaftlich, kenntnisreich, vielfältig und nicht selten provokant. Mal sind sie prominent und in aller Munde, mal ausgewiesene Experten auf ihrem Gebiet. Gemein ist ihnen allen, dass sie Inspirierendes zu sagen haben zu den Themen unserer Zeit - und oft auch sehr Persönliches. Wir stellen drängende Fragen und rollen nicht einfach den roten Teppich aus.